Rettung einer Weinbergschnecke

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Wie man einer Weinbergschnecke wieder auf das schleimige Füßchen hilft.

„Der Mensch zertritt die Schnecke achtlos
die Schnecke ist dagegen machtlos
zu spät erst kann sie im Zerknacken
den Menschen beim Gewissen packen“
Eugen Roth

 

 

 

 

 

Es gibt dieses gruselige Geräusch: wenn man morgens, abends oder nach dem Regen durch den Garten läuft. Man kann noch so achtsam sein, plötzlich krrrrch und man weiß, eine Schnecke wurde ihrer Wohnung beraubt.
Wenn man auf eine Weinbergschnecke tritt ist es besonders dramatisch.

Was tun? Kann sie so leben?

Ein Knirschen unter meinem nicht ganz aufgesetzen Fuß verriet mir einen schnecklichen Unfall. Ich nahm die verletzte Weinbergschnecke auf, machte mehrere Fotos und konnte so erkennen, dass der Mantel nicht verletzt ist. In kleinen Bruchstücken war der Großteil des zerstörten Hauses auf dem Tier.
Sie war wütend, sie hat geschäumt wie nur eine Schnecke es kann.

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Mit einer Pinzette habe ich vorsichtig alle Teile entfernt, nur das Gröbste auf ihr belassen. Es gab keinen Anhaltspunkt wie dieses Stück liegen musste.

Die Schnecke zog die Augenstiele ein, ein Zeichen, dass es ihr unbehaglich war. Kein Wunder, hab ich sie doch innerhalb von Sekunden fast obdachlos gemacht.

Frau/Herr Weinbergschnecke kam auf eine Schicht Rasenkalk ins Terrarium,

Löwenzahn deckte sie zu, Brennnesseln waren auch vorhanden. Beides sind wichtige Kalziumlieferanten. Es ist feucht im Terrarium, damit der Mantel nicht austrocknet, denn darunter befindet sich die Lunge und alle anderen wichtigen Organe. Auch warm hatte sie es jetzt.

Schnecken können Kalk aus der Nahrung aufnehmen. Mit entsprechenden Drüsen am Mantel bauen und reparieren sie ihr Haus. Bei solch starker Zerstörung ist es wichtig die Schnecke auf eine Schicht Kalk zu setzen. 95%iger Rasenkalk ist super, feingemahlene Eierschale auch.
Weinbergschnecken können Kalk auch mit dem Fuß aufnehmen, sie geben Kohlendioxid über die Sohle ab. Dies säuert den Schleim an und der Kalk kann aufgenommen werden.

Nach ungefähr 10 Stunden war der größte Bereich des Schneckenhauses repariert! Perfekt. Ich war sprachlos, hatte ich doch aus Erfahrung mit anderen Schneckenarten mit 3 Tagen gerechnet.

Heute sollte Frau/Herr Weinbergschnecke eigentlich in die Freiheit zurück, aber die Fotos zeigten noch nicht die vollständige Reparatur.
Morgen allerdings öffne ich ihr die Tür, sie kann riechen wo sie Zuhause ist. Im Terrarium ist sie jetzt fast bewegungslos. Alles weitere kann auch in Freiheit geschehen.

 

Was braucht ihr in einem ähnlichen Fall?

Zuerst wird das Tier begutachtet, alle Verletzungen des Hauses von der Mündungslippe bis vor das Ende des Mantels können repariert werden. Geht die Beschädigung darüber hinaus, wird das Tier sofort erlöst.

Es braucht keine Fixierung von Bruchstücken! Dies kann sogar schädlich werden, wenn das Pflaster an den darunter liegenden Körperteilen klebt.

Ihr benötigt eine kleine Faunabox, die höher als breit ist, aber auch ein größeres Glas funktioniert, um die Entwicklung beobachten zu können. Die Krankenstation muss abgedeckt werden und Luft muss hinein können.
In das Gefäß kommen Gras und Blätter, aber auch ein weicher Bodengrund aus Erde ist sehr gut.
Ein Ast zum Abhängen, 95%iger Rasenkalk ohne Beimischung, vor allem ohne Kupfer, oder Eierschalenmehl, kommen ebenso hinein.
Mit einer Sprühflasche für Feuchtigkeit sorgen.
Das Tier unbedingt in Ruhe lassen, etwas dunkler stellen.

Die Weinbergschnecke ist zu schwer verletzt,

das Tier muss erlöst werden…
Es ist doch klar, wenn wir ein Tier verletzen oder verletzt vorfinden, müssen wir helfen oder erlösen, je nachdem, was möglich ist.

Erlösung bedeutet auch für uns, wir sollen etwas tun, was uns an die Nieren geht.
Für manche ist zerschneiden eine schnelle Variante, aber die schnellste und beste Variante ist die Weinbergschnecke in kochendes Wasser zu geben. Sie ist sofort ohne etwas zu spüren tot.
Einfrieren funktioniert auch, ist allerdings etwas langwieriger, je nach Größe des Tieres. Der Stoffwechsel wird langsam herunter gefahren, bis endlich der Tod eintritt.
Man kann auch an Ort und Stelle einen Stein auf das Tier werfen.
Das klingt alles hart und grausam, aber eine Kuschelmethode in den Tod gibt es leider nicht.

Danke für euer Interesse und die Achtsamkeit,
die ihr zukünftig für die geschützten
Weinbergschnecken aufbringt.

 

 

 

Quelle: Text und Bilder Facebook Autorin Barbara Stockhaus