Der Liebstöckel

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Levisticum officinale

Maggiekraut, Leberkraut, Badkraut, Gichtstock, Luststöckel, Wasserkräutel

 


Allgemein

Liebstöckel, kräftiges Kraut, dich zu nennen im duftenden Dickicht
Heißt mich die Liebe, mit der ich im Gärtchen alles umfasse.
Zwar durch Saft und Geruch, so glaubt man, soll diese Pflanze
Schaden den Zwillingssternen der Augen und Blindheit bewirken.
Aber die kleinen Samen der Pflanzen pflegen doch manchmal als Beisatz
Andrer Arznei durch fremdes Verdienst sich Lob zu erwerben.

Walahfrid Strabo (um 808-849): Hortulus

Der mehrjährige Liebstöckel kann bis zu zwei Meter hoch wachsen, dabei wird er eher buschig und breit. Erst nach ca. 3-5 Jahren ist die Pflanze ausgewachsen.
Der verzweigte Wurzelstock ragt tief in den Boden hinein. Die aufrechten robusten Stängel die es ausbildet können bis zu 2m hoch werden.
Es entwickelt von Juni bis August grüngelbe Doldenblüten, aus welchen sich zweiteilige Früchte entwickeln.

In Italien wächst der Liebstöckel wild, in Europa wird er gerne in privaten Gärten angebaut. Er hat es gerne warm und halbschattig, der Boden sollte möglichst nährstoffreich und gerne sandig sein.

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Er wird aufgrund seines prägenden Geruches Maggikraut genannt, denn er riecht würzig und erinnert sehr an die bekannte Gewürzmischung, obwohl der Liebstöckel nicht Bestandteil dessen ist.

 

 

 

Wirkung

Es soll bei Schilddrüsenschwellungen hilfreich sein, außerdem kann es Husten lindern. Magenkrämpfe und -schmerzen wurden mit dem Liebstöckel behandelt und bis ins 20. Jahrhundert hinein hat man warme Milch durch seine hohlen Stängel bei Halsschmerzen und Heiserkeit getrunken.

Die Wurzeln wirken harntreibend, unterstützen also die Heilung von Gicht, Harnsteinerkrankungen und Wassersucht. Daher sind sie Bestandteil von Blasen- und Nierentees. Der Einsatz von solchen Nierentees muss in jedem Fall mit dem Arzt besprochen werden!

Dioskurides schrieb dem Kraut eine menstruationsfördernde Wirkung zu. Noch einmal ein Grund es in der Schwangerschaft zu meiden.

Schleimlösend, kräftigend, stärkend, eröffnend, verdauungsfördernd und entzündungswidrig sind weitere Wirkungsweisen des Liebstöckel.

 

 

Verwendung

Neben der würzenden Eigenschaft der Blätter und Wurzeln für Suppen, Eintöpfe, Soßen und Pasteten kann man daraus Auflagen und Umschläge machen.

Hildegard von Bingen sagt zur Anwendung mit Liebstöckel, dass eine Abkochung des Liebstöckel Krauts in Verbindung mit Gundelrebe (Gundermann) lindernd auf Schilddrüsenschwellungen wirken soll. Dazu werden die Kräuter ca. 3 Minuten gekocht und schließlich abgefiltert. Das warme weiche Kraut wird dann in ein Tuch gewickelt um den Hals gelegt. Man sollte dieses aber vorher mit einem Arzt besprechen.

 

Zu Heilzwecken werden sonst die im dritten Pflanzenjahr gesammelten Wurzeln genutzt. Frisch entlässt sie einen gelblichen Saft, schmeckt erst süß und anschließend würzig scharf. Getrocknet lässt sich daraus Tee brühen, in Verbindung mit harntreibenden Pflanzen wie Brennnessel-, Löwenzahn- und Petersiliewurzeln. Nicht während einer Schwangerschaft oder bei Nierenerkrankungen zu sich nehmen!

 

 

Volksglaube

Die lateinischen Bezeichnungen levisticum und ligusticum waren Vorreiter des althochdeutschen Pflanzennamens lubistekil. Der Name Liebstöckel könnte Hinweis darauf geben, dass er tatsächlich für Liebeszauber nützlich gewesen sein könnte.

Kleine Mädchen sollen darin gebadet haben, um später als junge Frauen anziehender auf Männer zu wirken. In Altbayern sollen sie Liebstöckelblüten unter ihrem Mieder getragen haben, um ihre liebsten an sich zu binden.

Nicht nur die Frauen machten davon Gebrauch, auch die Männer nutzten bevorzugt die Wurzeln des Liebstöckel, um desinteressierte junge Frauen auf sich aufmerksam zu machen.

Es galt also, wer Liebstöckelkraut bei sich trägt, wird von allen geliebt.

Dem Nutzvieh soll es in der Brunft- und Stoßzeit die Paarungsbereitschaft erhöhen, ins Gänsenest gelegt fördert es das Eierlegen.

Neben dem Liebeszauberglauben glaubte man auch an die schützenden Kräfte. Wegen seines starken Aromas war man der Meinung, es könne das Böse fernhalten oder vertreiben.

Also wusch man das Euter beziehungsweise das Melkgeschirr mit einem Sud aus Gundermann, Gutem Heinrich, Türkenbundlilie und Liebstöckel, um die Verhexung rückgängig zu machen. Diese soll dafür verantwortlich gewesen sein, dass die Kuh nur wenig oder gar blutige Milch gab.

Der sogenannnte Bilwis soll in der Johannisnacht das Korn der Bauern plattmachen oder sogar mit seinen Sichelfüßen abschneiden und ihnen so schaden. Daher machten sie am Johannistage an jeder Ackerecke 3 Kreuze mit Liebstöckel in die Erde, welche die Dämonen davon abhalten sollten.

Es war außerdem eines jener Kräuter, mit welchen man die Hexen enttarnen konnte.

 

 

Lateinischer Name: Levisticum officinale
Andere Namen: Maggiekraut, Leberkraut, Badkraut, Gichtstock, Luststöckel, Wasserkräutel
Blüte: Juni – August
Sammelzeit & -gut: Frühjahr die Blätter

Frühjahr oder Herbst die Wurzeln

Sommer die Samen

Ursprünglicher Standort: trockene Wiesen, Böschungen, Küstennähe
Verwendung: Tee, Tinktur, Umschlag, Wickel, Gewürz
Giftig? nein
Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Bitterstoff, Gerbstoff, Fette, Gummi, Harze
Wirkung: schleimlösend, kräftigend, stärkend, eröffnend, verdauungsfördernd, entzündungswidrig, harntreibend